Eigentlich hat sich zur letzten Woche gar nicht so viel veraendert.
Ich steh 6.30 Uhr auf. Der morgendliche Weg ist mit 5 Minuten denkbar kurz.
Dort wird dann mit Dingen wie Key Performance Indicator, SMART Principle und Evaluation Tool um sich geworfen. Beim Mittagessen wundere ich mich ueber die abenteuerliche Zusammenstellung. Auf 17 Uhr geht es zurueck zur Unterkunft und Abends wird in gemuetlicher Runde ein Bierchen getrunken.
Ok, beim Mensaessen habe ich, im Gegensatz zum "meal of today" der afrikansichen Tankstelle die Auswahl und ganz so wilde Zusammenstellungen wie Nudeln mit Kartoffelbrei, Moehren und seltsamen Fleisch gibt es in der Mensa auch nicht.
Die Strassen- und Flussnamen (von Fluessen, die in dieser Zeit des Jahres gar nicht existieren) erinnern stark an die Kolonialzeit. So ueberquere ich tagtaeglich die Bach- und die Bethovenstrasse. Und auch sonst ist Windhoek West sehr europaeisch gepraegt. Leider konnte ich bisher noch nicht allzuviel davon sehen, da es ja bereits 18 Uhr dunkel wird und man sich dann besser nicht mehr auf der Strasse aufhaelt.
Ganz anders ist der Stadtteil Katatura. Gestern fragte mich ein Arbeitskollege ob ich nach der Arbeit mit ihm typisch namibisch Essen gehen wollte. Wir fuhren mit dem Taxi in das Zentrum von Katatura, ein grosser, mit Blech ueberdachter Markt. Dort kauften wir erst Brot (schmeckt aehnlich wie ein deutscher Krapfen) und suchten uns dann einen der zahlreichen Grills. Da werden dann riesige Fleischberge gegrillt. Man nimmt sich die halbfertigen bzw. fertigen Stuecke direkt vom Grill, taucht sie noch wahlweise in Salz und Gewuerze und isst sie.
Jona fuehrte mich dann noch etwas herum. So wie in Katatura hatte ich mir Afrika vorgestellt. Da war Action auf der Strasse. Die kleinen Jungs spielten ueberall Fussball, vor jedem zweiten Haus wurde etwas verkauft, die Leute sassen vor ihren Blechhuetten und als Weisser fuelte man sich irgendwie fehl am Platz. Jona zeigte mir auch noch seine Wohnung, ein winziges Zimmer mit einem Bett, einem Nachttischschrank und einem Fernseher. Sonst nichts. Das war schon seltsam, wenn man sieht wie schick angezogen er taeglich zur Arbeit kommt. Mit dem Taxi fuhr ich zurueck zum Hostel. Taxifahren kostet umgerechnet 70 Cent, Festpreis. Da es keine weiteren oeffentlichen Verkehrsmittel gibt, faehrt hier jeder Taxi. Davon fahren hier auch mehr als normale Autos. Man stellt sich an die Strasse, erzaehlt den vorbeikommenden Taxis wohin man will und wenn die Richtung passt und noch Platz frei ist, steigt man ein.
Heute war nationaler Feiertag, Herrero Day, in Erinnerung an die Unabhaengigkeitsbestrebungen. In unserer Organisation wurde trotzdem gearbeitet. Da fast alle Mitarbeiter am Sonntag arbeiten werden, wurde ein Kompromiss gefunden, womit wir morgen und am Samstag frei haben.
Das Ziel von Junior Achievement Namibia ist es so viel wie moeglich Kindern und Jugendlichen, zusaetzlich zur Schule, Faehigkeiten fuer das spaetere Berufsleben zu vermitteln z.B. durch Bewerbungs- und Praesentationstrainings sowie im Rahmen von Business Planspielen, wo die Jugendlichen ihr eigenes Unternehmen gruenden. Das naechste Projekt ist ein Leadership Camp. Mit ausgwewaehlten Jugendlichen fahren wir in deren Winterferien von Sonntag bis Mittwoch in ein Camp ausserhalb von Windheok. Dort bekommen sie 4 Tage lang Team- und Fuehrungsfaehigkeiten vermittelt.
Die Arbeit im Buero macht richtig Spass, da alle Angestellte (insgesamt 5) Anfang 20 sind und zum Teil noch studieren. Wenn die Chefin grad nicht da ist, wird da auch gerne mal bei einem Kaffee zusammengesessen und sich unterhalten. Die Sprache im Buero ist Englisch, gelgentlich feallt das eine oder andere Wort in Afrikaans. Das Englich ist allerdings etwas anders, als ich bisher von England bzw. USA gewohnt bin. Nicht das mit hier mein schoenes American English versaut wird ;)
An den naechtlichen Troubel im Hostelzimmer habe ich mich ganz schnell gewoehnt. Davon wach ich schon gar nicht mehr auf. Dafuer kann sich meine Haut noch nicht so richtig mit dem Wasser anfreunden. Und irgendetwas muss hier in der Luft sein, dass ich staendig muede bin. Aber Morgen kann ich ja zum Glueck erstmal ausschlafen. Dann werde ich das dauerhaft schoene Wetter am Hostelpool geniessen und ein bisschen Windheok erkunden.
(Bilder folgen. Jedoch wuerde das Hochladen am Hostel PC wohl Jahrzehnte dauern)